Fortschritt

Zu Beginn meines Arbeitslebens haben wir uns in Besprechungen außer gelegentlichen Gehässigkeiten lediglich Zigaretten und Streichhölzer gegenseitig zugeworfen. Mit der Zeit gesellten sich immer häufiger Feuerzeuge und Boardmarker dazu. Später, als die Gesundheitswelle ausbrach, wurde das Rauchen in Besprechungsräumen verboten, so daß Zigaretten und Feuerungsmittel definitiv verschwanden. Sie wurden jedoch durch die Monitorkabel und Ladegeräte unserer Laptops ersetzt, die durch die zahlreichen Wurfaktionen in der Mitte des Besprechungstisches zu einem unlösbaren Kabelsalat verknotet wurden. Heute werfen wir uns außer Gehässigkeiten ausschließlich USB-Sticks zu, weil es sich im Raum in der Regel nur noch ein Laptop befindet, der direkt mit dem Beamer an der Decke verbunden ist.
Es ist aber zu hoffen, daß wir die – heute immer noch mühsam verbal vorgetragenen - Gehässigkeiten auch bald in rein digitaler Form austauschen werden.
neo-bazi - 10. Feb, 16:35

Erich Kästner: Die Entwicklung der Menschheit. Sicher bekannt?

fely - 10. Feb, 17:10

Leider nein

Von Kästner kenne ich nur aus meiner Kindheit "Emil und die Detektive" und ein paar Gedichte. Als Entschuldigung: bin in einem anderen Kulturkreis aufgewachsen. (Das sage ich übrigens auch immer, wenn ich mich mit meinem Deutsch in die Nesseln setze.)
neo-bazi - 12. Feb, 01:04

Die Entwicklung der Menschheit

Erich Kästner

Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,
behaart und mit böser Visage.
Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt
und die Welt asphaltiert und aufgestockt,
bis zur dreißigsten Etage.

Da saßen sie nun, den Flöhen entflohn,
in zentralgeheizten Räumen.
Da sitzen sie nun am Telefon.
Und es herrscht noch genau derselbe Ton
wie seinerzeit auf den Bäumen.

Sie hören weit. Sie sehen fern.
Sie sind mit dem Weltall in Fühlung.
Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern.
Die Erde ist ein gebildeter Stern
mit sehr viel Wasserspülung.

Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr.
Sie jagen und züchten Mikroben.
Sie versehn die Natur mit allem Komfort.
Sie fliegen steil in den Himmel empor
und bleiben zwei Wochen oben.

Was ihre Verdauung übrig läßt,
das verarbeiten sie zu Watte.
Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest.
Und stellen durch Stiluntersuchungen fest,
daß Cäsar Plattfüße hatte.

So haben sie mit dem Kopf und dem Mund
den Fortschritt der Menschheit geschaffen.
Doch davon mal abgesehen und
bei Lichte betrachtet sind sie im Grund
noch immer die alten Affen.

Anm.d.Red.:
Erich Kästner, Fritz Graßhoff und Gottfried Benn sind die Lieblingsdichter des Hausmeister unseres Clubs.

fely - 12. Feb, 10:02

Danke!

Das Gedicht paßt in der Tat sehr gut zu meinen Gedanken.
Der Hausmeister Eures Clubs scheint eine interessante Persönlichkeit zu sein. Den mußt Du mir bei Gelegenheit vorstellen.

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