Mittwoch, 15. Februar 2006

Diese Russen und ihre Schwäne

Die Hysterie um die Vogelgrippe wirkt auf mich nicht nur grotesk, sondern geradezu unanständig. Sensationsgeile Medien, publicitybesessene Politiker und an Narzißmus im Endstadium leidende Wissenschaftler heizen kräftig an, indem sie von einer "längst überfälligen Pandemie" reden, als wären Virusmutationen zyklische Prozesse, die sich durch ihre Regelmäßigkeit vorhersagen lassen. (Das erinnert an die "längst überfälligen" Erdbeben der Stärke 9 in Tokio oder am Andreasgraben, die seit nunmehr fast 50 Jahren "unmittelbar bevorstehen".)
Die Bevölkerung dreht durch, kauft die Apotheken leer und läßt sich auf Teufelkommraus impfen, egal gegen was, auch wenn's nur die Krätze ist, Hauptsache impfen.
Was ist passiert? Es gibt eine neue Vogelkrankheit, die in absoluten Ausnahmefällen vom Tier auf den Menschen übertragbar ist, und noch seltener zu einer Ansteckung innerhalb der menschlichen Spezies geführt hat. Weltweit sind gut 200 Fälle mit bisher etwa 80 Toten zu beklagen.
Diese Fakten wirken im Vergleich zur Verbreitung und Mortalität von AIDS oder zur Opferzahl der jüngsten wirklichen Erdbebenkatastrophe einfach lächerlich.
Vom millionenfachen Hungertod will ich hier gar nicht reden, daran haben wir uns schon lange gewöhnt.
Vielleicht soll das Ganze aber - bewußt oder unbewußt - genau von diesen wirklichen Katastrophen ablenken. Oder vom Klimawandel. Das sind bereits verlorene Schlachten.
Es gibt jedoch auch lustige Reaktionen. Der russische Haider verlangte Anfang des Jahres im Parlament die Erschiessung aller Wandervögel. Na gut, das war nur das russische Parlament, aber immerhin.
Der britische Vogelschützer Dr. Martin Williams, der die Wandervögel von jeglichem Verdacht freisprechen wollte, machte die ungemein geistreiche Feststellung „Dead ducks don’t fly“, die dann vom Naturschutzbund Deutschland und dem Zentralverband Europäischer Laufentenhalter (wußte gar nicht, daß es so was gibt) in einer gefährlichen Verallgemeinerungsform als „Tote Vögel fliegen nicht“ nachgeplappert wurde.
Eins muß man aber zur Ehrenrettung dieses Briten festhalten. Die russischen Schwäne, die offensichtlich von der Kälte vertrieben wurden und in Italien angekommen sind, waren in der Tat keine Enten. Es ist auch sehr wahrscheinlich, daß sie noch gelebt haben, so lange sie geflogen sind. Und dann haben sie wohl Napoli gesehen. Oder so.
Warum jetzt plötzlich auch deutsche Kurzstreckenschwäne verrückt spielen, ist nicht ganz klar. Vielleicht sind das aber Spätaussiedler.

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