Platitueden

Samstag, 11. März 2006

Internet und Thermodynamik

Der Zustand absoluter Sinnlosigkeit ist prinzipiell nicht erreichbar, man kann ihm aber verdammt beliebig nahe kommen.

Eine anschauliche Darstellung des Prinzips finden Sie hier. Für den tollen Link danke ich dem Navigator.

Freitag, 3. März 2006

Soziale Kompetenz

"Sollte ich meine Alte mit einem Anderen erwischen", sagte der Pavian zum Menschen, "dann verprügele ich erst ihn, dann sie. Nachher passe ich besser auf. Ich bin doch nicht bekloppt, mich scheiden zu lassen und dem Luder noch Unterhalt zu zahlen. Wenn ich dich aber so von Gewaltlosigkeit reden höre, dann glaube ich, daß dir etwas entscheidendes fehlt, das dir die Befähigung - wenn nicht gar die Berechtigung - zur Gewalt geben könnte. Wir Menschen kommen ohne Gewalt einfach nicht aus, glaub mir, alles Andere ist intellektuelles Geschwätz. Wer kann, der soll."

Sonntag, 26. Februar 2006

Der kleine Demiurg

Nach unzähligen Experimenten und Berechnungen stellte er schließlich eine Formel auf, die die Vorgänge in der Realität einigermaßen genau beschreiben konnte. Sie war genauso reichlich gespickt wie eine Weihnachtsgans, allerdings mit lauter empirischen Korrekturfaktoren.

"Meine Formel muß ein Naturgesetz sein", dachte er sich voller Stolz, "sonst würde die Natur ihr nicht gehorchen".

Donnerstag, 23. Februar 2006

Rezept

Wie angenehm läßt es sich doch nach dem Motto leben:
"Ich glaube von jedem Menschen das Schlechteste, selbst von mir, und ich hab' mich noch selten getäuscht." (Johann Nestroy)
Wenn die eigene Schlechtigkeit einem Recht gibt, dann hat man ein erhebendes, ja wirklich gutes Gefühl.

Dienstag, 21. Februar 2006

The Wheels of Time

Ich frage mich immer wieder, warum wir Menschen die Zeit so gern in Verbindung mit dem langweiligen Kreis bringen und uns vom Mythos des Zyklischen verführen lassen.
Denn gerade die Zeit (wenn es sie, diese geheimnisvollste aller physikalischen Größen, nun wirklich gibt) ist Garant dafür, daß es keine Wiederkehr geben kann.
Und wenn Sie sich fragen, wie ich ausgerechnet heute an so was denke, dann, sollen Sie wissen, ist einfach die Musik daran schuld.

Freitag, 17. Februar 2006

Quintessenz

Als die Kamerahandys aufgetaucht sind, habe ich nicht schlecht gestaunt. Was für eine revolutionäre Vereinfachung der Kommunikation! Die meisten Menschen, die unter normalen Umständen solche Schwierigkeiten haben, sich schriftlich oder mündlich gescheit zu artikulieren, können jetzt einfach mit einem Knopfdruck das Wesentliche weitergeben. Statt einer wortreichen Erklärung, einfach ein Bild mit der eigentlichen Message: "Ich/Auto/froh" oder "Frauen/Bier/geil" senden. Ähnlich verhält es sich auch mit Zitaten. Warum mühsam eigene Ideen oder Situationen beschreiben, wenn man im Internet Tausende von Zitaten im Bruchteil von einer Sekunde erhält? Wollen Sie ein Beispiel? Bleiben wir beim Thema Handy. Sie suchen ein Zitat mit dem Muster Handy/ICE/Ärger?
Kein Problem. Hier. Francis Bacon:

"Was darf man tun? Darf man z.B. nervende Handybenutzer aus dem fahrenden ICE werfen? Wenn ja, wie kriegt man dort während der Fahrt die Tür auf?"

Moment mal, da stimmt was nicht. Pardon, das stammt von Matthias Beltz, bin in der Zeile hochgerutscht.
Kennen Sie den mit den Insassen der Klapsmühle, die zur Effektivitätssteigerung ihre Witze durchnumeriert haben? Nein? OK, erzähle ich Ihnen. 27.

Freitag, 10. Februar 2006

Fortschritt

Zu Beginn meines Arbeitslebens haben wir uns in Besprechungen außer gelegentlichen Gehässigkeiten lediglich Zigaretten und Streichhölzer gegenseitig zugeworfen. Mit der Zeit gesellten sich immer häufiger Feuerzeuge und Boardmarker dazu. Später, als die Gesundheitswelle ausbrach, wurde das Rauchen in Besprechungsräumen verboten, so daß Zigaretten und Feuerungsmittel definitiv verschwanden. Sie wurden jedoch durch die Monitorkabel und Ladegeräte unserer Laptops ersetzt, die durch die zahlreichen Wurfaktionen in der Mitte des Besprechungstisches zu einem unlösbaren Kabelsalat verknotet wurden. Heute werfen wir uns außer Gehässigkeiten ausschließlich USB-Sticks zu, weil es sich im Raum in der Regel nur noch ein Laptop befindet, der direkt mit dem Beamer an der Decke verbunden ist.
Es ist aber zu hoffen, daß wir die – heute immer noch mühsam verbal vorgetragenen - Gehässigkeiten auch bald in rein digitaler Form austauschen werden.

Dienstag, 7. Februar 2006

Apokalypse

Bei allem, was die Menschheit bisher vermasselt hat, gehe ich jede Wette ein, daß sie auch den Weltuntergang irgendwie vermasseln wird.

Wir Menschen müssen ein ganz schön schlechtes Gewissen haben, so häufig wie wir uns mit dem Weltuntergang beschäftigen. Kein Wunder, wenn Sie mich fragen, Grund dazu gibt’s ja genug.
Es gibt viele Möglichkeiten, sich das große Finale vorzustellen (wobei ich heute keineswegs über Begleiterscheinungen wie das bescheuerte Apfelbäumchen reden möchte): irgend etwas bricht über uns herein, eine riesige Welle, der nukleare Winter, ein Asteroid oder gar das Ozonloch.
Damit machen wir es uns aber zu einfach, denn wir werden bestimmt nicht so dezent abtreten können, wie die Dinosaurier. Keine Angst, unsere Untaten werden dabei nicht ungesühnt bleiben, wir werden schon noch genug büßen. Die Apokalypse findet nicht statt, die Katastrophe ist aber längst da.

Sonntag, 22. Januar 2006

Die große Befreiung (Der volldigitale Mensch)

Etwas exaltiert ist das schon, wenn Sie mich fragen:

"[ ] Jedesmal, wenn ein Organ - oder eine Funktion - sich von einer alten Verpflichtung befreit, erfindet es etwas Neues. Als die Pfote oder Hand durch den aufrechten Gang von der drückenden Last des Stützens oder Gehens befreit ist, verändert sie sich; sie wird zum Greiforgan und formt schließlich das Werkzeug; als Mund, Kinn oder Maul durch die aufrechte Körperhaltung von der vitalen Notwendigkeit des Zupackens befreit sind, da beginnen sie zu sprechen. Das Gedächtnis befreit sich gleich dreimal: bei der Entstehung der Schrift, durch die Entdeckung des Buchdrucks und nun durch den Computer. [ ] Zu welchen Neuerungen wird das dritte Vergessen führen? [ ]"

(Michel Serres, Die fünf Sinne, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1993)

Können Sie sich denken, lieber Leser, von welcher Last der Computer Sie befreit hat? Nein? Das dachte ich mir.


PS
Auch die Befreiung von der Arbeit und die Entwicklung des Menschen hin zu einem kommunizierenden Engel sind bereits im vollen Gange. Die Apotheose der menschlichen Geschichte hat schon begonnen:

"[ ] Die Woche, die im Neolithikum begann, ist zu Ende; jetzt ist Sonntag, die Jahre der Ruhe beginnen. [ ]"

(Michel Serres, Die Legende der Engel, Insel, Frankfurt am Main 1995)

Jetzt fange ich selbst an, zu philosophieren. Der nächste Schritt wird sein, daß sich der Mensch nach und nach von der Natur befreit, indem er in Megalopolis Zuflucht findet, den Wind nur aus der Klimaanlage kennt und den Regen nur in der Dusche. Die Befreiung von der Erde und die Kolonisierung des Alls werden wohl - angesichts der Unzulänglichkeiten unserer irdischen Hülle - nicht vor der Befreiung unseres Geistes vom eigenen Körper stattfinden können. Hier bietet die Synergie zwischen Genetik und künstlicher Intelligenz die ultimative Lösung: Die genaue Formel, also das Kochrezept für den individuellen Geist eines jeden Menschen anhand des genetischen Codes ermitteln, digitalisieren, und ab ins Cyberspace damit...

Mittwoch, 28. Dezember 2005

Déformation professionelle

Spaßvögel sind so sehr darauf bedacht, andere zum Lachen zu bringen, daß sie kaum noch Spaß am eigenen Humor haben. Am fremden Humor, der womöglich noch gegen sie gerichtet ist, schon mal gar nicht. Genauso wie Ärzte die größten Hypochonder sind, sind professionelle Spaßmacher auf einmal absolut humorlos, wenn’s um ihre eigene Person geht.

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