Menschen

Donnerstag, 7. September 2006

Kaum zu glauben

Musiklegende Bob Dylan ist mit seinem Album "Modern Times" nach 30 Jahren wieder auf Platz eins der amerikanischen Hitparade.

Montag, 21. August 2006

Hochsessel

Jäger sind offensichtlich ein fantasievolles Völkchen. Dafür spricht nicht nur die Waidmannsprache (die vor besonders originellen Euphemismen nur so strotzt), sondern auch ihre Improvisationskunst beim Basteln der Hochsitze. Hier möchte ich Ihnen ein äußerst hübsches Beispiel präsentieren.
By the way: Waidleute fühlen sich der Ethik im allgemeinen und der Waidmannsethik im besonderen zutiefst verpflichtet.
Ein Kollege, bei dem meine Vorurteile gegen Jäger eine glänzende Bestätigung gefunden haben, erzählte mir mal, daß es unter Waidmännern "total verpönt" sei, auf ein unbewegtes Tier zu schießen. Ein Rebhuhn z. B. muß erst vom Hund aufgescheucht werden und wird dann im Flug erlegt. Meine Frage nach dem Warum beantwortete er wortreich mit Argumenten, die im wesentlichen vom "sportlichen Geist" und von der "Chancengleichheit" handelten.
Als ich ihm vorschlug, zwecks eines absolut fairen Kampfes dem Vogel hinterherzufliegen, wurde er richtig ausfällig. Seine Waidmannsethik verbot ihm jedoch, mich gleich zu erschießen, da ich keine Anstalten machte, abzufliegen.

Donnerstag, 3. August 2006

Schattengewächse

Der Herausgeber des Mostanzeigers erklärte gestern (mehr oder weniger verschlüsselt) erneut seinen endgültigen Rücktritt vom nensch-Forum. Das wäre, wenn man die Anzahl seiner bisherigen endgültigen Rücktritte betrachtet, nicht weiter erwähnenswert. Einige Umstände lassen dies jedoch interessant erscheinen.
Nach dem Rausschmiß des besagten Herausgebers und seiner „Mofagang“ durch die nensch-Administratoren Ende letzten Jahres entstand eine paradoxe Situation. Das Forum verlor verständlicherweise an Professionalität (denn die Clique beweist eindrucksvoll, daß Professionalität und Anstand nicht unbedingt etwas gemeinsames haben müssen), ohne die Chance eines Neubeginns wirklich nutzen zu können: Die Gang entsandte keifende Ehefrauen und Groupies oder betätigte sich im Forum selbst unter deren Account, so daß Gift und Galle nach wie vor in Strömen flossen. Auch das MA-Forum hatte - wie es sich halt für ein nensch-Schattenforum gehört - kaum ein anderes Diskussionsthema als nicht genehme nensch-Teilnehmer durch den Kakao zu ziehen.
Die nensch-Administration schaute alldem merkwürdig passiv zu. Die neue Situation war eine Riesenpleite. Die Kommunikation war nach wie vor gestört, das Niveau der Diskussionen sank ins Unermeßliche. Anstatt die Störenfriede komplett auszusperren, machte man einen Rückzieher und ermöglichte, für meine Begriffe völlig unverständlich, dem Herausgeber erneut die Mitgliedschaft bei nensch. Für mich genauso unverständlich war die Tatsache, daß er das Angebot annahm.
In dieser ganzen Zeit spielte meine verhinderte Bekannschaft aus Lübecker Zeiten, HJG, eine Sonderrolle. Er gehörte trotz einiger Affinitäten nicht zur Mofagang und beteiligte sich weiter – jetzt sogar verstärkt – am Forumsleben. Seine Kommentare sind in der Regel so ekelhaft, so übertrieben bissig, so unvermittelt böse, so grundlos verletzend, daß ich sie fast (aber nur fast) wieder schön finde. Auf HJG will ich aber nicht herumreiten, da habe ich mich anderswo ausgiebig mit ihm befaßt. Jetzt sollte er aber nach wiederholten Beleidigungen gesperrt werden und die Mofagang nutzt die Gelegenheit, nensch eins auszuwischen, und schreit Zeter und Mordio.
Wie wird es nun weitergehen? Das ist leicht voraussehbar, denn der Löwe nensch liegt verletzt am Boden und Hyänen sind bekanntlich geduldig.
Bis zum endgültigen Festschmaus holen sie sich bei jeder Gelegenheit vom lebenden Opfer noch ein Maulvoll Fleisch. Ach ja, und der Herausgeber kann in der Zeit bis zum endgültigen Aus noch ein paarmal seinen endgültigen Abschied inszenieren.

Nachtrag (18.8.06):
Das Ende naht, denn jetzt wird neben den Schattenforen Mostanzeiger (bereits erwähnt) und Schwerster Stinkfuß noch ein Ersatzforum angeboten, als hätte es je nensch an Softwaregags und nicht an der sozialen Kompetenz der meisten Platzhirsche gemangelt. Und prompt schlägt hier ein "Pseudonymus" in reiner HJG-Manier erbarmungslos zu. Wir verzeichnen daraufhin einen wiederholten (und wie üblich nicht ganz sicheren) Abgang eines einzelnen Teilnehmers, einen Anfall von Germanismus und jede Menge Zickenterror.
=Fortsetzung folgt (vielleicht)=

Mittwoch, 5. Juli 2006

Bescheidenheit

In den unendlichen Weiten der Blogosphäre fand ich den folgenden Eintrag:

Freiheit
Was bedeutet für Euch "Freiheit"?
Für mich ist es schon "Freiheit", wenn ich mich in der Mittagspause oder nach Feierabend in mein Auto setzen kann und entscheiden kann, ob ich nun in diese oder in jene Richtung fahre.
Fahre ich nun zum Aldi oder zum Lidl?
Versteht Ihr was ich meine: Und keiner redet mir drein oder fragt, warum biegst Du denn ab, warum hältst Du denn da an.

Montag, 12. Juni 2006

Nach Indianapolis, Indiana, via Guantanamo Bay

Bei jeder Reise gibt es einen Zeitpunkt, den ich als wirklichen Beginn der Reise empfinde. Bei einer Flugreise ist dies der Moment, wo ich mich am Abfluggate hinsetze und ein Buch aufschlage. Ich habe die ganze Hektik der Reisevorbereitungen, der Anreise mit dem Auto und der vielen Formalitäten am Flughafen hinter mir, der Boardingpaß steckt in meiner Brusttasche. Ab jetzt gehört die Zeit nur mir, und sie ist ergiebig.
Diesmal war es ein wenig anders, denn ich reiste in Begleitung des Kollegen Brüderle. Wir warteten zusammen auf die Aufforderung zum Einsteigen und zogen genüßlich unsere Geschäftsführung durch den Kakao. Dies kann - unter uns gesagt - genausoviel Spaß machen, wie ein Buch zu lesen.
Und dann gab es die Ansage:
"Passagier Ulrich Brüderle, gebucht auf den Unitedflug UA 6352 nach Washington, wird gebeten, seinen Paß am Fluggate B34 abzuholen."
"So ein Quatsch. Meinen Paß habe ich doch hier" sagte Ulli und zeigte auf seine Aktentasche. Er stand auf und ging zum Schalter, wo zwei Grenzbeamte auf ihn warteten. Er machte seine Aktentasche auf und zeigte seine Papiere. Der eine Beamte guckte sie sorgfältig durch, klappte sie wieder zusammen, behielt sie in der rechten Hand und deutete damit auf eine Tür links vom Schalter. Der Ulli drehte sich um und zeigte in meiner Richtung. Ich stand auf und ging mit seinem Koffertrolly hin.
"Ich hatte aus Versehen den Paß meiner Frau dabei. Das muß erst geklärt werden" sagte er kleinlaut zu mir, nahm seinen Koffer mit und verschwand, flankiert von den zwei todernst dreinblickenden Beamten, durch die Seitentür.
Ich verstand nur Bahnhof. Wie konnte jemand mit dem Paß seiner Frau durch vier Kontrollen gelangen? Denn in der Zeit nach dem 11.9. gab es bei den amerikanischen Fluglinien eine zusätzliche Sicherheitskontrolle durch amerikanisches Personal schon vor dem eigentlichen Check-in. Anschließend wurde der Paß am Schalter, dann unmittelbar vor Beginn der Gepäckkontrolle und noch einmal bei der eigentlichen Paßkontrolle verlangt.
Da ich es nicht verstehen konnte, gab ich die Grübelei auf und fing an zu lesen. Bald kam es zum Boarding. Ulli tauchte nicht auf.
In Washington, gleich nach dem freundlichen Empfang durch die Immigration, sprintete ich wie üblich zur Gepäckausgabe, brachte meinen Koffer durch den Zoll und gab ihn wieder ab, in der Hoffnung, ihn in Indianapolis wieder anzutreffen.
Den Anschlußflug nach Indy erwischte ich dann Spitz auf Knopf. Ich verwünschte bei der Hetze unseren Firmenchef. Er hätte unsere amerikanische Tochterfirma an einem gescheiteren Ort ansiedeln sollen.
Im Hotel Radisson hinterließ ich an der Rezeption eine Nachricht, wo ich anzutreffen sei und ging dann eine Kleinigkeit essen. Ulli tauchte nicht auf. Als ich zurück ins Hotel kam, war er noch nicht da. Ich ging schlafen.
Am nächsten morgen zahlte ich noch vor dem Frühstück die Hotelrechnung und fragte erneut nach Ulli. Er war immer noch nicht da.
Er erschien, als ich mit dem Frühstück schon fast fertig war. Er hatte seine Aktentasche in der Hand, zog seinen Koffertrolly apathisch hinter sich her und war sichtlich übernächtigt.
"Die haben mich zwei Stunden in Frankfurt festgehalten" erklärte er müde, während er sich einen Kaffee einschenkte. "Sie wollten einfach nicht glauben, daß ich mit dem Paß meiner Frau durch alle Kontrollen durch bin. 'Wie sind Sie überhaupt zum Gate gekommen?' haben sie immer wieder gefragt. Zum Glück hat mir meine Frau den Paß zum Flughafen geschickt, sonst wäre ich noch mit ihrem Paß in die Staaten eingereist. Kannst Dir das vorstellen? Die hätten mich gleich nach Guantanamo weiterfliegen lassen."
"Wie bist Du dann geflogen?"
"Ich wurde auf die letzte Maschine nach Chicago gebucht. Der Anschlußflug fiel leider wegen Triebwerkschaden aus, kommt Dir bestimmt bekannt vor, so habe ich mir einen Mietwagen besorgt. Ich war gegen zwei Uhr nachts schon in Indy."
"Hä? Wie denn? Wo hast Du übernachtet?"
"Auf dem Polizeirevier. Ich habe auf dem Interstate die richtige Ausfahrt verpaßt und habe gewendet. Dabei fuhr ich sozusagen einem Polizeiwagen direkt in die Arme."
"Das waren aber ziemlich humorlose Gesellen."
"Da täuschst Du Dich aber. Die hätten mich bestimmt nach einer Moralpredigt ziehen lassen, ich habe ihnen aber aus Versehen den Paß meiner Frau gezeigt und mußte dann auf dem Revier die ganze Geschichte ein paar mal erzählen. Sie fanden sie nach und nach zum Totlachen. Ihr Chef heute morgen auch."
"Gib den Autoschlüssel und den Paß Deiner Frau her und häng Dich an meinen Rockzipfel" sagte ich zu ihm. "Du hast einfach eine Pechsträhne."
Er hatte nicht viel Lust, mir zu widersprechen. Wir fuhren dann zum Firmensitz in der Hague Road, wo wir unsere zwei Meetings absolvierten. Er schlief friedlich ein. Ich mußte ihn lediglich einige male wecken, bevor wir abends wieder zum Flughafen fuhren.

Montag, 8. Mai 2006

Rumänen, Japaner, Ungarn, Österreicher und andere Exoten

Autofahren ist mittlerweile auch in Rumänien nicht mehr das, was es früher war. Die Strassen werden nach und nach repariert und sogar markiert, die Ampeln sind meistens in Betrieb, Schilder werden aufgestellt, gelegentlich - habe ich mal gehört - soll es sogar Polizeikontrollen geben.
Früher konnte man sich an jeder Kreuzung äußerst flexibel verhalten, da es in der Regel nicht ganz klar war, wer Vorfahrt hat. Nach dem Motto "Im Zweifelsfalle für mich", habe ich bisher jeden zum respektvollen Halten gebracht, indem ich stets frech durchgefahren bin. Gut, heute geht immer noch einiges in dieser Richtung, da braucht man aber starke Nerven, und langsam werde ich zu alt dazu. Neulich erlebte ich in Klausenburg, wie ein Taxi von der äußersten Linksabbiegespur (die unter uns gesagt der Straßenbahn allein vorbehalten war) einfach geradeaus fuhr. Ich kenne auch den Grund dieses Manövers, weil ich selbst in dem besagten Taxi saß: der Fahrer erklärte mir nämlich, daß er auf diese Art viel schneller über die Kreuzung kommt. Das kann ich bestätigen. Er mußte in der Tat sehr schnell fahren, um den Zusammenstoß mit den Linksabbiegern und Geradeausfahrenden zu vermeiden. Die Gefahr hätte es natürlich nicht gegeben, wenn diese Linksabbieger und Geradeausfahrenden nicht gewußt hätten, daß sie ausgerechnet jetzt zum Weiterfahren berechtigt sind, nicht wahr?
Als die E 60 saniert wurde und sogar die letzten 10 Kilometer meiner Wegstrecke (fast bis zu meiner Hütte) notdürftig repariert wurden, habe ich ernsthaft überlegt, ob ich meinen Mitsubishi L200 nicht abschaffen sollte. Früher, bei dem unbeschreiblich schlechten Straßenzustand von damals, war es eine echte Freude, dank des langen Radstandes, der 30 cm Bodenfreiheit und des großen Federwegs volle Kanne zu fahren. Das schafften nur die Busse und die großen LKW. Aber jetzt? Wozu diesen Spar-Offroader behalten, der nicht einmal als Neidobjekt was taugt, so ganz ohne glitzernden Rammschutz? Rechtzeitig wurde ich jedoch von meinem leichtsinnigen Vorhaben abgebracht, als ich - ebenfalls in Klausenburg - über ein Straßenloch gefahren bin. Das Loch war das Resultat einer Reparatur nach einem Wasserrohrbruch und wurde notdürftig mit Kies verfüllt, wobei man sich bei der Menge offensichtlich leicht geirrt hat, denn es fehlten so an die 20 cm bis zur Asphaltoberkante. Das Loch lag, mutterseelenallein und völlig ungeschützt, mitten auf der Fahrbahn an einer Kreuzung. Mit einem souveränen "Plopp" fuhr ich einfach drüber, bei einem normalen Wagen hätte sich das ganz anders angehört. Da habe ich in einem Anflug von Reue meinem geliebten Lastesel ewige Treue geschworen.
Lustige Geschichte auf der Rückreise in Ungarn: Ein gelber Bagger mit einer Baustellenampel auf der Schaufel fuhr mir langsam entgegen. "Seltsame Sitten, hier!" dachte ich mir, da er entweder auf der falschen Straßenseite oder in die falsche Richtung fuhr. Die Ampel war jedenfalls in Betrieb und zeigte rot an. Ich überholte ihn. Dahinter wurde es dann eng, da die Straße verengt war und mir jede Menge Fauhrzeuge entgegenkamen...
Apropos Autofahren: könnte vielleicht jemand den Österreichern endlich beibringen, das sture Linksfahren auf der Autobahn zu unterlassen? Wäre echt eine große Erleichterung für mich. Danke schön im voraus.

Mittwoch, 5. April 2006

Mondfinsternis

Ende Oktober 2004, kurz nach acht Uhr morgens.
Es klingelte. Ich guckte durchs Fenster. Am Tor war schon wieder dieser Knirps auf dem Fahrrad, der einem Löcher in den Bauch fragt. Er hielt sich mit der rechten Hand am Tor fest und übte mit seinem Mountainbike Standsprünge. Was zum Teufel treibt er so früh auf der Straße? Es sind doch Schulferien.
Ich war schon fertig angezogen, also schnappte ich mir die Aktentasche und lief raus zum Tor.
"Was ist? Warum klingelst du?"
"Habe ich geklingelt? Ich wollte mir nur die Klingelbeschriftung anschauen. Habt ihr einen Hund?"
Das hatte er mich bisher mindestens hundertmal gefragt, wobei in der Hälfte der Fälle der Hund sogar anwesend war. Und außerdem prangerte ein Schild "Come in and make my day!" mit dem Bild eines Schäferhundes am Tor, direkt unter seiner Nase. Bevor ich antworten konnte, kam die nächste Frage:
"Weißt du, wie eine Mondfinsternis entstehen tut? Ich weiß es! Wir haben das nämlich in der Schule gelernt." Das war wenigstens ein aktuelles Thema.
"Ja, das tue ich wissen, ich habe nämlich auch mal eine Schule besucht. Jetzt laß bitte das Tor los, ich will gleich wegfahren."
"Sonne, Erde und Mond sind auf einer Linie" erklärte er mir stolz. "Genau in dieser Reihenfolge! Und die Erde wirft einen Schatten auf den Mond!"
"Das macht sie auch bei Neumond" sagte ich unvorsichtigerweise. Jetzt hatte er mich.
"Was glaubst du, gäbe es eine Mondfinsternis auch ohne Sonne?"
"Aber ja doch. Das wäre die ultimative Mondfinsternis. Absolut total und ewig."
"Warum ist aber der Mond doch zu sehen, auch bei einer totalen Mondfinsternis?"
"Bißchen Licht gelangt doch zum Mond. Das kommt durch Lichtbrechung in der Erdatmosphäre. Daher auch die rötliche Farbe, wie bei einem Sonnenuntergang auch."
"Wie beim Regenbogen?"
"Ja, ähnlich."
Hier wurde ich von einem anderen radfahrenden Knirps gerettet, der mit hoher Geschwindigkeit vorbeiflitzte, indem er die ganze Straßenbreite, von Bürgersteig zu Bürgersteig, für seine Schlangenlinien benutzte.
"Das ist der Fabian! Ich muß ihn unbedingt was fragen!" sagte der erste Knirps und stand vom Sattel auf, um besser anfahren zu können.
Ich machte das Tor auf und fuhr mein Auto auf die Straße. Als ich das Tor wieder schloß, war der Knirps wieder da.
"Ich habe ihn verpaßt" stellte er ohne besondere Reue fest. Er konnte offensichtlich mit Enttäuschungen sehr gut umgehen. Ich hatte mich in der Zwischenzeit schon mit einem Bein ins Auto gerettet.
"Tschüß!"
"Tschüß!"
Im Rückspiegel konnte ich noch sehen, wie er wieder klingelte. Die Schulferien gaben allen Grund zu der Annahme, daß außer dem Hund auch noch die Kinder zu Hause waren.

Montag, 3. April 2006

Sonntag

Der Unbekannte blieb am Zaun unter der Eßkastanie stehen, mir direkt gegenüber. Sein Blick streifte die Sträucher, die irgendwann - so Gott will - zu einer hohen und wilden Hecke zusammenwachsen werden: Liguster, Haselnuß, Cornellkirsche, Jasmin, Flieder, Hibiskus. Dann schlenderte er weiter, hielt kurz vor jedem einzelnen Gehölz inne und betrachtete es eingehend. Die Cornellkirsche, die im Moment noch keine Blätter, dafür aber lauter gelbe Blüten hat, berührte er sogar flüchtig. Dann hob er den Blick, um die zwei mächtigen Bäume anzusehen, eine Riesentanne und einen Ahorn, die die Einfahrt zum Hof zu einer Geschicklichkeitsübung machen. Am Hoftor las er aufmerksam die Klingelbeschriftung, betrachtete die Hundehütte (mit der eigenen Hausnummer 4a) und verschwand dann aus meinem Blickfeld.
In Gedanken fing ich mit Hilfe der Heckenschere an, dem Buchsbaum die Gestalt eines Buches zu geben. Einen Titel hatte ich für das Buch noch nicht, aber schon eine Widmung: "Dem unbekannten Leser".

Freitag, 31. März 2006

Republik der Genialen

Franz-Josef Kubelick (oder Kubrik?) verdanke ich den folgenden Link, der nicht nur zu einer lustigen Geschichte führt, sondern mich an eine andere lustige Sache erinnert hat. Vor einiger Zeit las ich den erstaunlichen und vielleicht auch nicht ganz ernstzunehmenden Vorschlag über die Bildung einer "Republik der Genialen". Die Absurdität dieses Gedankens erkennt man sofort, wenn man bedenkt, daß Genialität nicht (bzw. nicht direkt) vererbar ist. Die genialen aber unglücklichen Bürger dieser Republik müßten in fast allen Fällen ihre Sprößlinge abgeben, einschläfern lassen oder sonstwie entsorgen, sobald ihre Nichtgenialität festgestellt wird, und sich dafür zertifizierte hochbegabte Kinder besorgen.
Unabhängig von allen Schwierigkeiten in der praktischen Umsetzung zeigt dieser Vorschlag noch etwas. Genies, bzw. Menschen, die sich für solche halten, muß man in erster Linie vor sich selbst schützen. Und das allein spricht gegen die eigene Republik.

Mittwoch, 22. März 2006

Das geht auf die Firma

"Was sind das für Flecken? Ist das Öl?" fragte mich Vera, in dem sie auf die Stelle zeigte, wo ich üblicherweise mein Auto parke.
"Jain. Dieselöl" antwortete ich. "Mein Auto verliert seit einiger Zeit Kraftstoff. Siehst Du das? Der ist hinten total verdreckt, da werden vom Fahrtwind Tropfen hochgewirbelt. Und stinken tut er auch, und wie! Ich muß in die Werkstatt, habe schon für morgen einen Termin vereinbart."
"Ist das nicht gefährlich, so zu fahren?"
"Ach was. Dieselöl hat eine ziemlich hohe Entflammungstemperatur" sagte ich in beruhigendem Ton. (Im Geiste sah ich mich mit riesigem Feuerschweif hinten dran durch die Gegend fahren. Und der Feuerlöscher befindet sich im brennenden Kofferraum...)
"Der verliert aber ganz schön viel" sagte mir der Mechaniker, nachdem er sich den Wagen auf der Hebebühne von unten angeschaut hatte. "Literweise, würde ich sagen. Alles naß unten."
"Das macht ja nichts. Das ist ein Dienstwagen. Es geht doch auf die Firma."
"Na, seien Sie aber froh, daß er kein Feuer gefangen hat, das ging haarscharf am Krümmer vorbei. Und stinken tut er auch. Haben Sie das nur am Verbrauch gemerkt oder wie?"
"Quatsch" sagte ich sauer. "Wer guckt schon bei einem Dienstwagen nach dem Verbrauch? Das geht doch auf die Firma. Und lassen sie ihn auch waschen, ja?"
"Das geht aber nicht mehr auf Garantie. Müssen Sie extra bezahlen."
"Das habe ich gern! Ich soll noch bezahlen, weil er sich in die Hosen gemacht hat? Dann schreiben Sie in Gottes Namen eine extra Rechnung. Das geht auf die Firma."

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