Jäger sind offensichtlich ein fantasievolles Völkchen. Dafür spricht nicht nur die
Waidmannsprache (die vor besonders originellen Euphemismen nur so strotzt), sondern auch ihre Improvisationskunst beim Basteln der Hochsitze.
Hier möchte ich Ihnen ein äußerst hübsches Beispiel präsentieren.
By the way: Waidleute fühlen sich der Ethik im allgemeinen und der Waidmannsethik im besonderen zutiefst verpflichtet.
Ein Kollege, bei dem meine Vorurteile gegen Jäger eine glänzende Bestätigung gefunden haben, erzählte mir mal, daß es unter Waidmännern "total verpönt" sei, auf ein unbewegtes Tier zu schießen. Ein Rebhuhn z. B. muß erst vom Hund aufgescheucht werden und wird dann im Flug erlegt. Meine Frage nach dem Warum beantwortete er wortreich mit Argumenten, die im wesentlichen vom "sportlichen Geist" und von der "Chancengleichheit" handelten.
Als ich ihm vorschlug, zwecks eines absolut fairen Kampfes dem Vogel hinterherzufliegen, wurde er richtig ausfällig. Seine Waidmannsethik verbot ihm jedoch, mich gleich zu erschießen, da ich keine Anstalten machte, abzufliegen.