Sonntag, 25. Juni 2006

I

Der Lyriker José E. A. Olivier, u.a. Autor der Gedichtbände „Fernlautmetz“ und „Heimatt“, gebürtiger Spanier und Wahldeutscher, der sich selbst als multikulturell und multilingual bezeichnet, hielt neulich in Germersheim eine Lesung. Die gutinformierten Gymnasiallehrer ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen, dieses Ereignis als Pflichtveranstaltung im Deutsch-Leistungskurs zu erklären. (Vielleicht haben sie das Ganze sogar selbst eingefädelt, was spielt das schon für eine Rolle.)
Als wäre das alles nicht schon schlimm genug, erhielten anschließend sowohl die Schüler, als auch die Lehrer die Gelegenheit, Fragen zu Inhalt und Form der Gedichte zu stellen.
Die wiederholte Frage der Schüler nach der Bedeutung des Ausdrucks „augwellen im wiederholten ohr.“ aus dem Gedicht „am meer“* führte letztendlich zu einer unwirschen Reaktion des Künstlers, der sich darüber wunderte, wie man einen einfachen Satz, dessen Wörter alle bekannt seien, nicht verstehen könne. Als extremes Gegenbeispiel führte er sein Studium der finnischen Sprache auf, wo er trotz anfangs lauter unbekannten Wörtern nach und nach zurechtgekommen sei.
Als die Schüler ziemlich entnervt versuchten, ihre Fragen mehr in Richtung Form zu lenken, fragte der Dichter barsch zurück, was wohl für einen Sinn mache, über die Form von irgend etwas zu reden, dessen Inhalt man nicht verstehe.
Die Veranstaltung endete, nichtzuletzt wegen der lähmenden Hitze, friedlich. Danach ging jeder das, was er - bezüglich Inhalt und Form - für seine Wege hält.



*Das ganze Gedicht (I steht nach Aussage des Dichters für römisch eins):

am meer

augwellen
im wiederholten ohr. Meerpaarungen &
nicht zu begreifen
die silben

trennung der geräusche
lärmaus
kippt I gedächtnis/
ausufert. Selbst
das vertraute. Ist nachtplötzlich

etwas wie ausgrabung wie
I VATERMEER/ >>habe den klang seiner stimme
vergessen<<. Dort saß er
am verwaisten wasser

: I verwaiste SEELE

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