Montag, 8. Mai 2006

Rumänen, Japaner, Ungarn, Österreicher und andere Exoten

Autofahren ist mittlerweile auch in Rumänien nicht mehr das, was es früher war. Die Strassen werden nach und nach repariert und sogar markiert, die Ampeln sind meistens in Betrieb, Schilder werden aufgestellt, gelegentlich - habe ich mal gehört - soll es sogar Polizeikontrollen geben.
Früher konnte man sich an jeder Kreuzung äußerst flexibel verhalten, da es in der Regel nicht ganz klar war, wer Vorfahrt hat. Nach dem Motto "Im Zweifelsfalle für mich", habe ich bisher jeden zum respektvollen Halten gebracht, indem ich stets frech durchgefahren bin. Gut, heute geht immer noch einiges in dieser Richtung, da braucht man aber starke Nerven, und langsam werde ich zu alt dazu. Neulich erlebte ich in Klausenburg, wie ein Taxi von der äußersten Linksabbiegespur (die unter uns gesagt der Straßenbahn allein vorbehalten war) einfach geradeaus fuhr. Ich kenne auch den Grund dieses Manövers, weil ich selbst in dem besagten Taxi saß: der Fahrer erklärte mir nämlich, daß er auf diese Art viel schneller über die Kreuzung kommt. Das kann ich bestätigen. Er mußte in der Tat sehr schnell fahren, um den Zusammenstoß mit den Linksabbiegern und Geradeausfahrenden zu vermeiden. Die Gefahr hätte es natürlich nicht gegeben, wenn diese Linksabbieger und Geradeausfahrenden nicht gewußt hätten, daß sie ausgerechnet jetzt zum Weiterfahren berechtigt sind, nicht wahr?
Als die E 60 saniert wurde und sogar die letzten 10 Kilometer meiner Wegstrecke (fast bis zu meiner Hütte) notdürftig repariert wurden, habe ich ernsthaft überlegt, ob ich meinen Mitsubishi L200 nicht abschaffen sollte. Früher, bei dem unbeschreiblich schlechten Straßenzustand von damals, war es eine echte Freude, dank des langen Radstandes, der 30 cm Bodenfreiheit und des großen Federwegs volle Kanne zu fahren. Das schafften nur die Busse und die großen LKW. Aber jetzt? Wozu diesen Spar-Offroader behalten, der nicht einmal als Neidobjekt was taugt, so ganz ohne glitzernden Rammschutz? Rechtzeitig wurde ich jedoch von meinem leichtsinnigen Vorhaben abgebracht, als ich - ebenfalls in Klausenburg - über ein Straßenloch gefahren bin. Das Loch war das Resultat einer Reparatur nach einem Wasserrohrbruch und wurde notdürftig mit Kies verfüllt, wobei man sich bei der Menge offensichtlich leicht geirrt hat, denn es fehlten so an die 20 cm bis zur Asphaltoberkante. Das Loch lag, mutterseelenallein und völlig ungeschützt, mitten auf der Fahrbahn an einer Kreuzung. Mit einem souveränen "Plopp" fuhr ich einfach drüber, bei einem normalen Wagen hätte sich das ganz anders angehört. Da habe ich in einem Anflug von Reue meinem geliebten Lastesel ewige Treue geschworen.
Lustige Geschichte auf der Rückreise in Ungarn: Ein gelber Bagger mit einer Baustellenampel auf der Schaufel fuhr mir langsam entgegen. "Seltsame Sitten, hier!" dachte ich mir, da er entweder auf der falschen Straßenseite oder in die falsche Richtung fuhr. Die Ampel war jedenfalls in Betrieb und zeigte rot an. Ich überholte ihn. Dahinter wurde es dann eng, da die Straße verengt war und mir jede Menge Fauhrzeuge entgegenkamen...
Apropos Autofahren: könnte vielleicht jemand den Österreichern endlich beibringen, das sture Linksfahren auf der Autobahn zu unterlassen? Wäre echt eine große Erleichterung für mich. Danke schön im voraus.

Mittwoch, 3. Mai 2006

Ländliche Frühlingsidylle, im Osten

Geduckt an einem kahlen Bergrücken suchen graue Holzhäuser vergeblich nach Schutz. Die Erinnerung an den Winter steigt aus den Tälern wie eisiger Nebel. Es duftet nach Rauch und nach frischer Erde. Alte Menschen mit vor Furcht versteinerten Gesichtern bestellen die Felder.

Sonntag, 9. April 2006

Pause

Bin bis Anfang Mai verreist und ohne regelmäßigen Internetzugang.
Wünsche allerseits frohe Ostern.

Freitag, 7. April 2006

Atomkrieg doch gewinnbar?

Die Amerikaner sind vor nicht allzulanger Zeit vom weisen Präsidenten Bush bezüglich der militärischen Unterlegenheit der USA - insbesondere bei Atomwaffen - wachgerüttelt worden. Ein Ausweg aus der Misere versprachen damals sogenannte "punktgenau einsetzbare Atomwaffen".
Diese Strategie wurde in der zweiten Amtszeit des Präsidenten konsequent weiterverfolgt und insbesondere um den Aspekt des präventiven Einsatzes erweitert und verfeinert. Die neuen Atomwaffen sollen den Entwurf für "neue, billigere, sicherere, flexiblere und umweltfreundlichere Sprengköpfen" berücksichtigen.

Jetzt können wir endlich ruhig schlafen. Die Apokalypse verliert natürlich ihren Schrecken, wenn sie allein den Feind trifft.

Das wird die Ungarn aber freuen

ARD am 7.4.06 8:00 h:

0:0 reicht Steaua
Steaua Bukarest steht ebenfalls im Halbfinale des Europapokals. Die Ungarn setzten sich dank eines 0:0 im Rückspiel im Stadtduell gegen den Lokalrivalen Rapid Bukarest durch und profitierten dabei vom 1:1 im Hinspiel.


Nachtrag Muß jemand protestiert haben, denn um 10:00 h war die geographische Verwirrung schon beseitigt.

Donnerstag, 6. April 2006

Preiserosion

Der Gegenwert für eine menschliche Seele hat sich im Laufe der Geschichte - ganz im Gegensatz zu anderen Organen - drastisch verringert. Konnte man sich zu Fausts Zeiten noch für 24 Jahre lang die Dienste eines teuflisch tüchtigen Verbündeten mit übernatürlichen Kräften sichern, so kriegt man hetzutage lächerliche 18 € dafür. Oder man wird durch bürokratische Spitzfindigkeiten - wie die Forderungen nach Besitzurkunde und Liefernachweis - daran gehindert, über die eigene Seele so zu verfügen, wie man möchte.
Tja, das passiert halt, wenn Überangebot und Qualitätsminderung zusammentreffen.

Mittwoch, 5. April 2006

Mondfinsternis

Ende Oktober 2004, kurz nach acht Uhr morgens.
Es klingelte. Ich guckte durchs Fenster. Am Tor war schon wieder dieser Knirps auf dem Fahrrad, der einem Löcher in den Bauch fragt. Er hielt sich mit der rechten Hand am Tor fest und übte mit seinem Mountainbike Standsprünge. Was zum Teufel treibt er so früh auf der Straße? Es sind doch Schulferien.
Ich war schon fertig angezogen, also schnappte ich mir die Aktentasche und lief raus zum Tor.
"Was ist? Warum klingelst du?"
"Habe ich geklingelt? Ich wollte mir nur die Klingelbeschriftung anschauen. Habt ihr einen Hund?"
Das hatte er mich bisher mindestens hundertmal gefragt, wobei in der Hälfte der Fälle der Hund sogar anwesend war. Und außerdem prangerte ein Schild "Come in and make my day!" mit dem Bild eines Schäferhundes am Tor, direkt unter seiner Nase. Bevor ich antworten konnte, kam die nächste Frage:
"Weißt du, wie eine Mondfinsternis entstehen tut? Ich weiß es! Wir haben das nämlich in der Schule gelernt." Das war wenigstens ein aktuelles Thema.
"Ja, das tue ich wissen, ich habe nämlich auch mal eine Schule besucht. Jetzt laß bitte das Tor los, ich will gleich wegfahren."
"Sonne, Erde und Mond sind auf einer Linie" erklärte er mir stolz. "Genau in dieser Reihenfolge! Und die Erde wirft einen Schatten auf den Mond!"
"Das macht sie auch bei Neumond" sagte ich unvorsichtigerweise. Jetzt hatte er mich.
"Was glaubst du, gäbe es eine Mondfinsternis auch ohne Sonne?"
"Aber ja doch. Das wäre die ultimative Mondfinsternis. Absolut total und ewig."
"Warum ist aber der Mond doch zu sehen, auch bei einer totalen Mondfinsternis?"
"Bißchen Licht gelangt doch zum Mond. Das kommt durch Lichtbrechung in der Erdatmosphäre. Daher auch die rötliche Farbe, wie bei einem Sonnenuntergang auch."
"Wie beim Regenbogen?"
"Ja, ähnlich."
Hier wurde ich von einem anderen radfahrenden Knirps gerettet, der mit hoher Geschwindigkeit vorbeiflitzte, indem er die ganze Straßenbreite, von Bürgersteig zu Bürgersteig, für seine Schlangenlinien benutzte.
"Das ist der Fabian! Ich muß ihn unbedingt was fragen!" sagte der erste Knirps und stand vom Sattel auf, um besser anfahren zu können.
Ich machte das Tor auf und fuhr mein Auto auf die Straße. Als ich das Tor wieder schloß, war der Knirps wieder da.
"Ich habe ihn verpaßt" stellte er ohne besondere Reue fest. Er konnte offensichtlich mit Enttäuschungen sehr gut umgehen. Ich hatte mich in der Zwischenzeit schon mit einem Bein ins Auto gerettet.
"Tschüß!"
"Tschüß!"
Im Rückspiegel konnte ich noch sehen, wie er wieder klingelte. Die Schulferien gaben allen Grund zu der Annahme, daß außer dem Hund auch noch die Kinder zu Hause waren.

Montag, 3. April 2006

Sonntag

Der Unbekannte blieb am Zaun unter der Eßkastanie stehen, mir direkt gegenüber. Sein Blick streifte die Sträucher, die irgendwann - so Gott will - zu einer hohen und wilden Hecke zusammenwachsen werden: Liguster, Haselnuß, Cornellkirsche, Jasmin, Flieder, Hibiskus. Dann schlenderte er weiter, hielt kurz vor jedem einzelnen Gehölz inne und betrachtete es eingehend. Die Cornellkirsche, die im Moment noch keine Blätter, dafür aber lauter gelbe Blüten hat, berührte er sogar flüchtig. Dann hob er den Blick, um die zwei mächtigen Bäume anzusehen, eine Riesentanne und einen Ahorn, die die Einfahrt zum Hof zu einer Geschicklichkeitsübung machen. Am Hoftor las er aufmerksam die Klingelbeschriftung, betrachtete die Hundehütte (mit der eigenen Hausnummer 4a) und verschwand dann aus meinem Blickfeld.
In Gedanken fing ich mit Hilfe der Heckenschere an, dem Buchsbaum die Gestalt eines Buches zu geben. Einen Titel hatte ich für das Buch noch nicht, aber schon eine Widmung: "Dem unbekannten Leser".

Sonntag, 2. April 2006

Die Welt ist ein Dorf

Traf neulich einen ehemaligen Kollegen an einem Ort, wo keiner von uns den Anderen erwartet hätte.
Nein, die Welt ist kein Dorf. Vielleicht war sie das mal. Heute ist sie bestenfalls eine von diesen verrückten amerikanischen Kleinstädten.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Tempi passati

Aktuelle Beiträge

Empfehlung
Tierisch
fely - 21. Jan, 07:21
Adieu
Felys Tagebuch wird geschlossen.
fely - 2. Aug, 23:02
Jawohl. Dies hätte auch...
Jawohl. Dies hätte auch noch den Vorteil, daß ich die...
fely - 1. Aug, 09:50
Natürlich! Kann ich mir...
Natürlich! Kann ich mir doch gar nicht leisten.
fely - 1. Aug, 09:45
Wenn
ich die Preise so vergleiche, rentierte sich da nicht...
pathologe - 1. Aug, 08:03
Sicherlich gar nicht...
Sicherlich gar nicht so Viel als die für die liebe...
larsjens - 1. Aug, 01:00
Ungerechtigkeit
Komme gerade vom Tierarzt. Habe Hundeshampoo für Bonny...
fely - 31. Jul, 19:00
Habe ich auch so verstanden,...
Habe ich auch so verstanden, denn die Aussage war in...
fely - 31. Jul, 10:55

Archiv

Juli 2025
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
 
 
 
 
 
 

Suche

 

Status

Online seit 7163 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

Impressum


Aktuelles
Antifeminismus
Ausserirdisches
Der virtuelle Stammtisch
Deutsch als Fremdsprache
Die guten alten Zeiten
Informationstechnologien
Management fuer Anfaenger
Menschen
Platitueden
Politik
Traeume
Vierbeiniges
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren