Computer liest Geist
Dieser Titel erinnert stark an die Aussage über die "Entschlüsselung des menschlichen Genoms", die vor paar Jahren Schlagzeilen machte. Die Kenntnis des Alphabets - und damit ist unser heutiger Wissenstand über das Genom in etwa vergleichbar - ist in der Tat eine notwendige, jedoch bei weitem nicht ausreichende Voraussetzung für die Beherrschung der Sprache, will sagen für eine wirkliche Entschlüsselung.
Man darf in meinen Augen genausowenig vom Geist reden, wenn man gerade eine der primitivsten Gehirnfunktionen (und dazu gehört eindeutig die motorische Steuerung) mit dem Computer lesen und nachvollziehen gelernt hat. Bei allem Respekt für die technische Leistung kann ich in diesem Zusammenhang den Begriff Geist nicht einmal im übertragenen oder nichteigentlichen Sinne akzeptieren, denn ich werte dies als deutliches Symptom einer gefährlichen Krankheit: der Selbstüberschätzung der Wissenschaft.
Man darf in meinen Augen genausowenig vom Geist reden, wenn man gerade eine der primitivsten Gehirnfunktionen (und dazu gehört eindeutig die motorische Steuerung) mit dem Computer lesen und nachvollziehen gelernt hat. Bei allem Respekt für die technische Leistung kann ich in diesem Zusammenhang den Begriff Geist nicht einmal im übertragenen oder nichteigentlichen Sinne akzeptieren, denn ich werte dies als deutliches Symptom einer gefährlichen Krankheit: der Selbstüberschätzung der Wissenschaft.
fely - 29. Mai, 12:13
Zum Thema Geist und Neurowissenschaft denke ich mir oft, dass wir in einer vergleichbaren Situation sind wie Renaissancegelehrte. Wir basteln Stein-Papier-Schere mit ein paar Erregungspotenzialen... Schon ganz schön schlau, aber warten wir mal ab, was in ein paar (hundert) Jahren von unserer Schlauheit übrig ist. Da gibt es mittlerweile ziemlich abgefahrene Thesen zum Bewusstsein als Quantenphänomen in den Mitochondrien und diese Thesen werde nicht von Bob, dem Esoterik-Blogger, aufgestellt, sondern kursieren unter den Tischen der Harvard und Cambridge-Kantinen. Das Feld der wissenschaftlichen Spekulationen ist groß und auf diesem Feld liegen bestimmt einige Weltbild-Tretmininen versteckt.
Ein sehr spannendes Thema.
Klar. Man darf immer ein bißchen übertreiben, um Wirkung zu erzielen. (Ich in meiner Aufregung aber auch!)
Wenn ich als Naturwissenschaftler vom "Gedächtnis" irgendwelcher Werkstoffe rede, was im populärwissenschaftlichen Sprachgebrauch durchaus zuläßig ist, machen mich die Geisteswissenschaftler aber auch prompt zur Schnecke.
Und - jawohl - die Leute, die künstliche Intelligenz bloß als eine Frage der Rechenleistung ansehen, die werden sich noch wundern.
Da bin ich auch sicher, dass man sich noch sehr wundern wird. Und wenn nicht, dann nur, weil zwischen der einen Hypothese und der nächsten vielleicht eine Wissenschaftlergeneration oder mehr liegt.
Du bist Naturwissenschaftler? Interessant. In welchem Bereich?