Praxistest
"Ich habe Frühdienst. Kannst Du morgen früh etwas beim Arzt abgeben?" fragte mich Vera gestern nachmittags.
"Kann ich. Morgen früh habe ich keinen Termin. Was und wo?"
"Na, etwas, siehst Du morgen. Die Adresse habe ich nicht, wir fahren aber schnell vorbei und ich zeig's Dir."
"Was, ich soll jetzt noch raus? Es ist doch Sonntag! Sag mir, wie der Bursche heißt, und ich suche die Adresse aus dem Internet raus."
"Das findest Du nie. Hopp, sei nicht so stur, ich zeig's Dir."
Ich war nicht so stur, also zeigte sie's mir. Zur Sicherheit schrieb ich mir auch die Adresse auf.
Heute morgen in der Praxis, ein Betrieb wie am Bahnhof. Drei Damen waren am Empfang anwesend, die eine am Pult, die anderen zwei an Schreibtischen weiter hinten.
Ich trug einen braunen Plastikbehälter mit Schraubverschluß, mit einem Volumen von etwa einem Liter. Darin klapperte irgendwas.
"Ich habe etwas abzugeben" verkündete ich, als ich dran kam, und zeigte auf den Behälter. "Die Patientin heißt Kreutzritter, mit Tz."
"Was ist da drin? Sabine, kannst Du das für mich einscannen?" fragte die Dame am Pult, stand aber selbst auf und legte ein Blatt Papier in den Scanner.
"Kann ich. Nanu, Du machst das jetzt selber?" antwortete Sabine.
"Ich weiß es nicht" sagte ich.
"Steht der Name drauf?"
"Ich hoffe drinnen, außen ist nichts zu sehen."
"Einen Augenblick!" sagte sie und verschwand mit dem Blatt Papier in der Hand. Einige Minuten vergingen. Nacheinander kamen ein Mann und eine Frau in weißen Kitteln aus den angrenzenden Untersuchungsräumen raus, schnappten sich aus einem Stapel Papieren vom Pult je eine Krankenakte und riefen irgendwelche Namen. Die zweite Empfangsdame, die, die nicht Sabine hieß, kam nach vorne.
"Sie wünschen?"
"Ich habe für eine Patientin eine Probe abzugeben" sagte ich, indem ich wieder auf den Behälter zeigte. "Kreutzritter, mit Tz."
"Was für eine Probe?"
"Ich weiß es nicht. Stuhl, Urin, Speichel, keine Ahnung. Blut ist es nicht, nehme ich doch stark an."
"Damit müssen Sie ins Labor. Steht der Name drauf?"
"Das hoffe ich. Wo ist das Labor?" Sie zeigte mir eine offene Tür zu meiner linken. Ich klopfte an.
"Ich habe für eine Ihrer Patientinnen eine Probe abzugeben" sagte ich und kam mir dabei immer blöder vor.
"Ich brauche die Karte. Was ist da drin?"
"Keine Ahnung. Welche Karte?"
"Die Krankenakte, von der Anmeldung. Steht wenigstens der Name drauf?" fragte sie und schraubte flink den Behälter auf, bevor ich etwas sagen konnte. Daraus kramte sie zwei kleinere Behälter, die offenbar beschriftet waren. "Ach so! Alles klar, den großen Behälter hätten Sie gar nicht gebraucht."
"Ach, lassen Sie's, es war doch gut so. Ohne den hätte ich weniger Konversation gehabt heute morgen. Ich hole die Akte."
Am Empfang stand wieder die erste Dame hinter dem Pult. Jetzt telefonierte sie. Gleichzeitig streckte sie, ohne mich anzugucken, eine griffbereite Hand in meine Richtung. Offensichtlich wollte sie meine Karte. Als nichts kam, blickte sie mich irgendwann an.
"Nanu, Sie sind immer noch da?"
"Ich brauche die Karte fürs Labor. Kreutzritter, mit Tz."
"Vorname?"
"Vera."
"Hier bitte!"
Die einmalige Gelegenheit, hinter Veras Geheimnisse zu kommen, ließ ich ungenutzt. Ich gab einfach die Karte im Labor ab.
"Kann ich. Morgen früh habe ich keinen Termin. Was und wo?"
"Na, etwas, siehst Du morgen. Die Adresse habe ich nicht, wir fahren aber schnell vorbei und ich zeig's Dir."
"Was, ich soll jetzt noch raus? Es ist doch Sonntag! Sag mir, wie der Bursche heißt, und ich suche die Adresse aus dem Internet raus."
"Das findest Du nie. Hopp, sei nicht so stur, ich zeig's Dir."
Ich war nicht so stur, also zeigte sie's mir. Zur Sicherheit schrieb ich mir auch die Adresse auf.
Heute morgen in der Praxis, ein Betrieb wie am Bahnhof. Drei Damen waren am Empfang anwesend, die eine am Pult, die anderen zwei an Schreibtischen weiter hinten.
Ich trug einen braunen Plastikbehälter mit Schraubverschluß, mit einem Volumen von etwa einem Liter. Darin klapperte irgendwas.
"Ich habe etwas abzugeben" verkündete ich, als ich dran kam, und zeigte auf den Behälter. "Die Patientin heißt Kreutzritter, mit Tz."
"Was ist da drin? Sabine, kannst Du das für mich einscannen?" fragte die Dame am Pult, stand aber selbst auf und legte ein Blatt Papier in den Scanner.
"Kann ich. Nanu, Du machst das jetzt selber?" antwortete Sabine.
"Ich weiß es nicht" sagte ich.
"Steht der Name drauf?"
"Ich hoffe drinnen, außen ist nichts zu sehen."
"Einen Augenblick!" sagte sie und verschwand mit dem Blatt Papier in der Hand. Einige Minuten vergingen. Nacheinander kamen ein Mann und eine Frau in weißen Kitteln aus den angrenzenden Untersuchungsräumen raus, schnappten sich aus einem Stapel Papieren vom Pult je eine Krankenakte und riefen irgendwelche Namen. Die zweite Empfangsdame, die, die nicht Sabine hieß, kam nach vorne.
"Sie wünschen?"
"Ich habe für eine Patientin eine Probe abzugeben" sagte ich, indem ich wieder auf den Behälter zeigte. "Kreutzritter, mit Tz."
"Was für eine Probe?"
"Ich weiß es nicht. Stuhl, Urin, Speichel, keine Ahnung. Blut ist es nicht, nehme ich doch stark an."
"Damit müssen Sie ins Labor. Steht der Name drauf?"
"Das hoffe ich. Wo ist das Labor?" Sie zeigte mir eine offene Tür zu meiner linken. Ich klopfte an.
"Ich habe für eine Ihrer Patientinnen eine Probe abzugeben" sagte ich und kam mir dabei immer blöder vor.
"Ich brauche die Karte. Was ist da drin?"
"Keine Ahnung. Welche Karte?"
"Die Krankenakte, von der Anmeldung. Steht wenigstens der Name drauf?" fragte sie und schraubte flink den Behälter auf, bevor ich etwas sagen konnte. Daraus kramte sie zwei kleinere Behälter, die offenbar beschriftet waren. "Ach so! Alles klar, den großen Behälter hätten Sie gar nicht gebraucht."
"Ach, lassen Sie's, es war doch gut so. Ohne den hätte ich weniger Konversation gehabt heute morgen. Ich hole die Akte."
Am Empfang stand wieder die erste Dame hinter dem Pult. Jetzt telefonierte sie. Gleichzeitig streckte sie, ohne mich anzugucken, eine griffbereite Hand in meine Richtung. Offensichtlich wollte sie meine Karte. Als nichts kam, blickte sie mich irgendwann an.
"Nanu, Sie sind immer noch da?"
"Ich brauche die Karte fürs Labor. Kreutzritter, mit Tz."
"Vorname?"
"Vera."
"Hier bitte!"
Die einmalige Gelegenheit, hinter Veras Geheimnisse zu kommen, ließ ich ungenutzt. Ich gab einfach die Karte im Labor ab.
fely - 30. Jan, 20:59
Ich würde immer noch verdammt gern wissen, was Vera da abgegeben hat.
Und die Geschichte hab ich doch schon am Nachmittag gelesen!